„Mach mal Pause!?“

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In der Fastenzeit sind wir eingeladen, auf gewisse Dinge und Verhaltensweisen zu verzichten. Wie wäre es, in dieser Zeit auf eine ganz bestimmte Art des Arbeitens und Funktionierens zu verzichten?

Die einseitige Leistungsorientierung unserer Gesellschaft prägt uns durch und durch. Sie bestimmt neben der Erwerbsarbeit auch immer mehr das Leben zuhause und die Freizeit. Über Smartphone, PC, Tablets und co. verwischen sich die Grenzen zwischen den Lebenswelten und wir laufen Gefahr, in jeder freien Minute noch schnell dies und das zu kommunizieren und zu erledigen. Jeder Spielraum des Lebens droht verzweckt zu werden für eine Leistung. Dies hält das Hamsterrad von uns Leistungsmenschen in Fahrt, bei vielen bis zum geht-nicht-mehr.
Halten wir im Alltag noch Momente aus, in denen wir uns nicht mit etwas beschäftigen, eine Pflicht erfüllen, eine Pendenz erledigen, etwas Zielgerichtetes tun? Ein Teilnehmer einer Firmenweiterbildung brachte es kürzlich auf den Punkt: es gelingt uns oft nicht mal mehr, leistungsfrei zu genießen!

Leistung ist etwas Gutes und kommt uns allen zugute. Aber sie wird zum Gegenteil und schadet uns und unseren Nächsten, wenn wir sie absolut setzen, wenn wir uns verkrampfen, wenn wir atemlos werden, wenn wir nur noch mit einem Tunnel-Blick vom einen zum Nächsten hasten.

STOPP!

Leistung ist nicht immer gut, zu viel davon kann Leben zerstören statt fördern. Gerade in der Fastenzeit soll es uns erlaubt sein, dieses pausenlose, ungesunde Leisten und Werken zu unterbrechen. Damit wir vor lauter Selbst-Optimierung und Termindruck noch sehen, was das Leben uns alles gibt, bevor wir etwas tun. Damit wir offen werden für die zentrale Botschaft der christlichen Tradition: wir sind als Menschen unendlich wertvoll, unabhängig von unserer Leistung. Damit wir in diesen Frühling hinein dem Leben wieder erlauben, Knospen sprießen zu lassen und Blüten zu treiben. Damit wir mit all unseren Sinnen wieder Sinn erfahren. Und der Lebendigkeit in uns und um uns wieder neue Spielräume geben.

Wir sind herausgefordert, uns immer neu zu entscheiden: leisten vor leben oder leben vor leisten?

„HEUTE LEISTE ICH NICHTS, GAR NICHTS!“

Dieser Satz ermutigt uns, in diesen Tagen mehr als sonst STOPP zu sagen:
– zu unnötigem Druck, den wir uns selbst machen
– zum routinierten Dasein in Beziehungen, ohne dankbare Präsenz
– zum andauernden „online sein“, zum immer erreichbar sein zu müssen
– zum unbewussten und unreflektiertem berieseln-lassen mit Dingen, die für uns gar keinen Nutzen haben

Spirituell gesehen sind wir befreit von der Last, uns ständig zu beweisen. Das Leben wird uns jeden Tag neu geschenkt. Statt den gnadenlosen Antreibern der Leistungsgesellschaft zu folgen, dürfen wir auf diese warmherzige Botschaft vertrauen.

 

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