Theaterbesuch des Deutsch-LK: „Sophia, der Tod und Ich“ – Ein Abend voller Überraschungen

„Wie die meisten anderen Menschen hatte ich eine angespannte Beziehung zum Tod. Alter, ist das scheiße traurig.“
So lautet einer der ersten Sätze in der Inszenierung von „Sophia, der Tod und ich“ am Staatstheater Mainz.
Ein Theaterstück über das Thema Tod, ist das die richtige Wahl für eine 10. Klasse, gibt es nicht kaum ein Thema, das uns in unserem Alter ferner ist?
Diese und ähnliche Fragen haben wir, die Schüler des Leistungskurs 1 Deutsch der Jahrgangsstufe 10, uns gefragt, als unsere Deutschlehrerin Frau Keck uns vor Kurzem verkündete, dass sie mit uns ein zweites Theaterstück besuchen wolle. Diesmal sogar mit Nachgespräch mit zwei Hauptdarstellern.
Um es schonmal vorweg zu nehmen: Wir wurden überrascht, denn die Inszenierung von „Sophia, der Tod und ich“ am Mainzer Staatstheater ist keinesfalls ein Theaterstück im klischeehaften Sinne.
Ein Beispiel:
Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen Theatersaal und der Hauptdarsteller des Stücks steht in Unterhosen auf der Bühne und sagt zu Ihnen: „Willkommen, willste‘ en Bier?“ und während er Bier an die Zuschauer ausgibt improvisiert er einen Witz nach dem anderen, gerne auch mal auf Kosten des Publikums.
Bei manchem Theaterstück wäre das unangebracht, doch bei „Sophia, der Tod und ich“ passt es perfekt zur Gesamtinszenierung. Im Nachgespräch erklärten uns Henner Momann (Er) und Julian von Hansemann (Der Tod), die nicht nur Hauptdarsteller des Stücks sind, sondern auch die Inszenierung zusammen mit Anika Baumann erarbeitet haben, dass sie mit dieser Art Vorprogramm eine „Wohnzimmerstimmung“ im Theater erzeugen wollten, damit einige Geschehnisse im Stück noch stärker auf den Zuschauer wirken. Dies ist ihnen voll und ganz gelungen.
Das Vorprogramm geht nahtlos in die eigentliche Aufführung des Stücks über.
Im Mittelpunkt des Stückes stehen Er (Henner Momann), der trotz seines jungen Alters vom Tod (Julian von Hansemann) besucht wird. Dieser verkündet ihm, dass er nur noch drei Minuten zu leben habe, doch plötzlich taucht unerwarteter und unerwünschter Weise Sophia (Anika Baumann),
die Ex-Freundin von „Er“ auf. Eine Situation, die der Tod in seiner langen Karriere noch nie erlebt hat, die drei, aber schicksalhaft aneinanderbindet. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Art Roadtrip quer durch Deutschland. Dabei blicken sie zwischen Kneipen, Motels und der alten Heimat auf das Leben von Er zurück.

Neben der großartigen schauspielerischen Leistung brilliert der Hauptteil durch die Mischung aus Ernsthaftigkeit und (oft improvisiertem) Witz. Besonderen Charme bekommt das Stück durch die kleine dreiköpfige Besetzung. Denn wenn die Darsteller mal nicht eine weitere Rolle im Stück übernehmen, was wahnsinnig witzig bei schnellen Wechseln zwischen den Rollen ist, werden spontan Impro-Rollen im Publikum vergeben. So müssen Zuschauer plötzlich und ihrerseits überraschend Rollen beispielsweise als Garderobe oder Rezeptionist übernehmen.
Insgesamt ist „Sophia, der Tod und Ich“ ein von Anfang bis Ende gelungenes Stück, bei dem sich sichtlich rundum viel Mühe, auch bei Detailfragen gegeben worden ist. Wir können jedem, der sich vor allem gerne gut unterhalten lässt, aber auch nicht vor ernsten, emotionalen Themen zurückschreckt, nur empfehlen, sich schnellstmöglich Karten für die nächste Aufführung zu kaufen.
Besonders hat uns als Kurs gefreut, dass sich Henner Momann und Julian von Hansemann nach der Aufführung mehr als eine Stunde Zeit genommen haben, um mit uns ein Nachgespräch zu führen. In angenehmer und offener Atmosphäre sprachen wir unter anderem über die Entstehung der Inszenierung, die Arbeit am Staatstheater und das moderne Theater.
Für das tolle Gespräch nochmals vielen Dank.

Raffael Hauk, Jahrgang 10

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