Mittelalterliche Literatur in neuem Gewand
Im Deutsch-Leistungskurs des Jahrgangs 11 (RGL) wurden das „Falkenlied“ Des von Kürenberg sowie „Kriemhilds Falkentraum“ aus dem Nibelungenlied besprochen. Ausgehend von diesen Beispielen des mittelalterlichen Minnesangs verfassten Johann Blechert und Valentin Schmitt moderne Falkenlieder:
Johann Blechert
Ein Falke flog mir zu
ein Lebtag sucht‘ ich ihn,
verliebt ich war im Nu;
er sollte werden mîn.
An mich band ich ihn,
mit Ringen- strahlend golden;
durch Heirat wurd‘ er mîn,
ich liebte jenen Holden.
Doch trotz der Ringe, die uns banden,
verschwand er in ein and’res Land;
Gedanken mîn ihn stets umranken:
kommt er wieder, irgendwann?
Nun sah ich Falken mîn‘,
geschmückt mit neuem Ring;
er wird mîn Herz nicht dien‘-
mîn Herz ins Grabe ging.
Valentin Schmitt
Ich zog mir einen Falken,
Von aller höchster Anmut,
Tät sein Leib erkalten,
Wär´s wie mein eigen Blut
Die unsrige Verbindung,
Von schönster Minne sang,
Sie kost‘ mich Überwindung,
Als mein Falke ward gefang´,
Tag und dunkle Nächte,
Wacht ich auf Burges Zinnen,
Flehte zu himmlisch´ Mächte,
Mein Falke mög entrinnen,
Auf meinem Sterbebettes Kissen,
Kraftlos ich schon lag,
Voll Vorfreud´ tat ich doch wissen,
Dass mein Falke auf mich wart´.