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Jugendbandwettbewerb Bingen

Die Jüngsten vom Musikgymnasium Montabaur machen den Älteren was vor

BINGEN – Wie auf Bestellung bahnte sich die Sonne ihren Weg durch die letzten Regenwolken, als der zweite Festivaltag auf dem Neff-Platz mit dem Landeswettbewerb „Jugend jazzt für Jazzorchester“ startete. Die Frühaufsteher unter den Jazzfreunden hatten sich bereits eingefunden, es baute sich mit jeder Minute zunehmend echte Festivalatmosphäre auf. Satter Sound Denn wer glaubte, die Jugendlichen der insgesamt vier Bands aus dem Land würden schulmäßiges Schrummschrumm intonieren, der hatte sich geschnitten. Der Bigbandsound war satt, die Spieltechnik professionell, bei geschlossenen Augen war nicht zu vermuten, dass hier Schüler von der achten bis zur 13. Klasse eine derart professionelle Show abziehen. Nicht nur heimlicher Favorit des vom Landesmusikrat alle zwei Jahre ausgerichteten Wettbewerbs waren auch in diesem Jahr wieder die gleich zwei Bands aus Montabaur. Dort ist nämlich das Landesmusikgymnasium beheimatet und damit das renommierte Trainingslager für den Musikernachwuchs.
Keiner rechnete also wirklich mit einer Überraschung; aber dann gab es doch eine. Denn es siegte nicht das Flaggschiff der Schule, The Yellow Tone Orchestra, sondern die Nachwuchstruppe und „Talentschmiede“ aus Montabaur, The Blueberry Jazzorchestra. Riesiger Jubel auf dem Neff-Platz. In der Bewertung der prominent besetzten Jury waren die Jüngeren offensichtlich den Älteren um eine Nasenlänge voraus. Das Land Rheinland-Pfalz wird nun beim Bundeswettbewerb 2016 in Kempten nicht wie so oft von den Yellows vertreten werden, sondern von den Nachrückern, den Blueberries. Bandleader beider Gruppen, Andreas Steffens, hatte es offenbar kommen sehen, denn er wies im Wettbewerbsbeitrag darauf hin, dass die Yellows durch das Abitur erst kürzlich einen empfindlichen Aderlass hatten hinnehmen müssen. Und noch ein Handicap betraf beide Bands aus Montabaur: Ihr Bus hatte zunächst mit der Schiersteiner Brücke und dann auch noch mit der gesperrten A 60 zu kämpfen.
Dabei sind es gewiss nur Nuancen, die bei der Platzierung den Ausschlaggeben. Der musikalische Normalverbraucher jedenfalls konnte sich am Spiel der vier Bands gleichermaßen begeistern. Es war, als ob die Freude an der Musik und am Musizieren mit einem großen Satz von der Bühne mitten ins Publikum gesprungen wäre.Jugendbandwettbewerb_06.2015 Den dritten Platz holte die Pop- und Folkloregruppe (PFG) des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums in Mainz mit ihrem Leiter Norbert Krams, der zum Saxofon greifen musste, weil in der Band durch einen Ausfall eine Lücke zu schließen war. Musikalisch verneigte sich die Band unter anderem vor 20 Jahren Bingen swingt durch ein Arrangement der Tatort-Melodie, komponiert von Klaus Doldinger, selbst einmal Bingen-swingt-Gast. Mutig und originell kam schließlich der Viertplatzierte daher, Coming up aus St. Goarshausen. Leader Frank Reichert und seine Truppe brachten Szenen und Menschen aus dem Schulalltag zum Klingen.

(Bericht von Erich Michael Lang / AZ)

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