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Gedanken zum Gründonnerstag 2020 von Pfr. Volker Busch

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Eltern, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste auf unserer Homepage,

die biblischen Texte des Gründonnerstages rufen uns zwei große Zeichenhandlungen Jesu beim letzten Abendmahl in Erinnerung. Jesus fasst darin seine Sendung und sein Wirken zusammen: da ist zum einen das Zeichen des geteilten Brotes und Weines (1 Kor 11, 23-26) und zum anderen das Zeichen der Fußwaschung (Joh 13, 1-15). Beide sind mit dem Auftrag Jesu verbunden, dies weiter in Erinnerung an ihn zu tun: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11, 24f) und „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)

Viele Menschen vermissen es in diesem Jahr, am heutigen Abend in Erinnerung an das letzte Abendmahl zur Kommunion zu gehen. Auch mir fehlt der Gottesdienst mit einer Gemeinde – zumal mich gerade die Feier des Abendmahles an Gründonnerstag jedes Jahr neu an meine Erstkommunion erinnert. Meinem Heimatpfarrer war es wichtig, dass wir schon an Ostern an der Eucharistie teilnehmen konnten. Deshalb wurde zwar am Weißen Sonntag feierlich Erstkommunion gefeiert, die wirkliche Erst-Kommunion war aber ganz schlicht an Gründonnerstag. Ich habe noch gut in Erinnerung, wie wir um den Altar standen und zum ersten Mal die Kommunion empfingen…

Im Johannesevangelium verdichten sich Wirken und Hingabe Jesu in der Fußwaschung, die Einsetzung der Eucharistie fehlt. Für den Evangelisten Johannes besteht Jesu Vermächtnis darin, sich an die Fußwaschung zu erinnern, darin Jesu Hingabe und Zuwendung zu erfahren und diese nachzuahmen. „Begreift ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“ (Joh 13, 12-14) Mich erinnert dieser Auftrag  Jesu immer wieder an das Gleichnis vom Gericht über die Völker. Dort heißt es: „ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. … Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25, 35-40) Gottesdienst wird hier gleichgesetzt mit Dienst an den Menschen, insbesondere an denen, die hilfsbedürftig sind.

In diesem Jahr wird es die Möglichkeit zur Mitfeier der Eucharistie nur über die Medien geben. Das Zeichen der Fußwaschung und der damit verbundene Auftrag Jesu laden zu einer weiteren Form von Gottesdienst ein: Gottesdienst als Dienst an dem Menschen. An Möglichkeiten, einander im übertragenen Sinn „die Füße zu waschen“, mangelt es nicht. Ich finde es beeindruckend, wie viele Initiativen sich in den vergangenen Wochen gebildet haben, diejenigen zu unterstützen, die gerade jetzt Hilfe benötigen – neben all den vielen, die schon von Berufs wegen im Dienst ihrer Mitmenschen stehen und jetzt mehr denn je gebraucht werden. Die Beispiele aus Mt 25 haben nichts an Aktualität verloren (auch wenn der Besuch derzeit nur digital möglich ist). Vielleicht würde Jesus heute auch noch formulieren: „Ich war einsam, und du hast mich angerufen, ich konnte nicht einkaufen gehen, doch du hast das für mich übernommen, ich war traurig und du hast mir beigestanden, …“

Der Gründonnerstag ruft uns in diesem Jahr mehr denn je dazu auf, genau diese Form von Gottesdienst zu praktizieren. „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15)

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