ÄGYPTEN – Monsignore Schroedel im Gespräch mit Willigis-Schülern
Bildung als Schlüssel (Von Katharina Bruch)
Über die politische und wirtschaftliche Lage in Ägypten sowie über die dortigen Christen berichtete gestern Monsignore Joachim Schroedel, seit 1995 Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Kairo, im Willigis-Gymnasium. Der vor einer Woche in Deutschland angekommene Schroedel besucht zurzeit verschiedene Stationen im Bistum Mainz und nutzt dabei auch die Gelegenheit, mit Schülern mehrerer Schulen ins Gespräch zu kommen. So auch mit den Gemeinschaftskunde-Leistungskursen der 12. Klasse am Willigis, die durch Stefanie Völkl, Referentin des internationalen katholischen Missionswerks Missio im Bistum Mainz, auf das Thema mit einem kurzen Film zur aktuellen Situation im Land eingestimmt wurden.
Schroedel skizzierte in seinem Vortrag die Geschichte der Christen in Ägypten und die unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften der orthodoxen und katholischen Kopten, sowie die zunehmende Islamisierung. In diesem Zusammenhang ging er auch auf die jüngsten politischen Ereignisse ein und wie er diese als dort Ansässiger erlebt hat. So etwa die Absetzung des ersten gewählten Staatspräsidenten Mohammed Mursi, die von Außenminister Guido Westerwelle als „schwerer Rückschlag für die Demokratie in Ägypten“ bezeichnet wurde. „Wir haben in diesem Jahr gemerkt, dass es einfach nicht ging“, erzählte Schroedel über die Regierung Mursis, die von ihren Versprechen im Vorfeld nichts eingehalten habe. Auf Nachfragen der Schüler erläuterte er auch die Einstellung der ägyptischen Kirche zum Sturz Mubaraks oder etwa die Rolle des Militärs.
Als besonders problematisch sieht Schroedel bei den demokratischen Bestrebungen der Ägypter die schlechte Alphabetisierungsrate. „Wenn die Hälfte aller Ägypter nicht lesen und schreiben kann, ist Demokratie schwer“, erklärte Schroedel. Bildungsmaßnahmen seien deshalb besonders wichtig, wie etwa die durch das „Müllprojekt Moytamadeia“ betreute Schule. Das von den deutschsprachigen Gemeinden in Kairo unterstützte Projekt hilft Familien, die auf einer Müllkippe leben und sich ihren Lebensunterhalt durch Mülltrennung und Recycling verdienen.
„Viele Kinder fangen schon im Alter von fünf Jahren an, Müll zu sortieren“, erzählte er. Neben der von 450 Kindern besuchten Schule gibt es dort auch eine Nähschule, eine Werkstatt und einen Kindergarten.
Allgemeine Zeitung Mainz vom 25.10.2013
Monsignore Joachim Schroedel diskutierte mit Willigis-Schülern über die Situation in Ägypten.
Foto: hbz/Stefan Sämmer