Unterstützung von „Mary´s Meals“
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Liebe Schulgemeinschaft!

Vielleicht werden sich noch einige an das Schulfest erinnern, als wir zum ersten Mal unser neues Schulprojekt vorgestellt haben: Mary´s Meals. Es ist eine kleine Organisation, die mit sehr wenig Mitteln sehr viel bewegt. Mit 10,-Euro kann man z. B. in Malawi ein Kind ein Jahr lang ernähren und den Schulbesuch ermöglichen. In diesen Sommerferien traf ich den Chef der Organisation, Magnus MacFarlane-Barrow und seine Mitarbeiterin Milona von Habsburg am Rande eines Jugendfestivals. Ich führte mit Magnus MacFarlane-Barrow ein Interview durch, das ich Euch im Folgenden wiedergeben möchte. Es war für mich eine bewegende Begegnung.

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Ursula Schwarz: Magnus, vielleicht kannst du dich zunächst der Willigisschule vorstellen und etwas über dich erzählen?
Magnus MacFarlane-Barrow: Ich heiße Magnus MacFarlane-Barrow und ich bin im schottischen Hochland in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Als ich 14 Jahre alt war, kam ich hier nach Medugorje 1. Dieser Ort machte einen tiefen Eindruck auf mich und hat meinen Glauben sehr gestärkt. So ging es auch meiner Familie. Meine Eltern hatten ein Jagdhotel und sie entschlossen sich, es in eine Exerzitienhaus umzuwandeln, einen Ort, wo Menschen zusammenkommen können um zu beten.
Später, als ich die Schule verlassen hatte, wurde ich Lachszüchter.
Dann begann der Krieg in Bosnien und mein Bruder und ich entschlossen uns, zu helfen. 1992 brachten wir einige Hilfsgüter für die Flüchtlinge in dieser Gegend. Dann wollte ich eigentlich wieder in meiner Fischfarm arbeiten, aber Gott hatte einen ganz anderen Plan: Als ich nach Hause kam nach Schottland, waren noch mehr Hilfsgüter angekommen: Kleider, Nahrung, Medikamente, alles, worum wir die Menschen gebeten hatten. Ich betete und entschloss mich, die Arbeit aufzugeben und mein Haus zu verkaufen. Jemand schenkte mir einen kleinen Lastwagen und somit begann ich, das ganze Jahr hindurch Hilfsmaterialien nach Bosnien-Herzegowina zu fahren.
Das ist der Anfang der Geschichte von SIR (= Scottish International Relief und Mary`s Meals). Heute, 14 Jahre nach dieser ersten Hilfslieferung nach Bosnien- Herzegowina, sind wir eine Organisation geworden, die in vielen Ländern arbeitet.
Ursula Schwarz: Wie viele Hauptamtliche und wie viele Ehrenamtliche arbeiten bei Mary´s Meals?
Magnus MacFarlane: Wir sind eine Organisation von überwiegend Ehrenamtlichen. In Schottland haben wir 15 Angestellte und ungefähr 400 freiwillige Mitarbeiter. In der Welt gibt es viele Tausende von freiwilligen Mitarbeitern. Allein in Malawi sind es 3000 Ehrenamtliche, die ihre Zeit Mary`s Meals schenken.
Ursula Schwarz: Auf dem Schulfest wurde ich oft gefragt: 10,-%u20AC das ist doch unglaublich. Wie kann man es schaffen, mit 10,-%u20AC, ein Kind ein Jahr lang zu ernähren?
Magnus MacFarlane: Es gibt zwei Gründe, warum wir es so günstig machen können: Zum einen Dank der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die unbezahlt soviel Arbeit leisten, und zum anderen ist die Nahrung, die wir dort beschaffen, sehr günstig: Es ist ein einfacher Brei, der vor allem aus Mais besteht. Sehr nahrhaft und gesund, aber sehr preiswert.
Ursula Schwarz: Was gibt es aktuell Neues bei Mary`s Meals?
Magnus MacFarlane: Heute Morgen habe ich neue Zahlen bekommen: Aktuell sind wir bei 75000 Kindern pro Tag in Malawi, im nächsten Monat könnten es 100 000 sein, die wir mit Mary´s Meals ernähren. Das hängt aber noch von den Einkünften ab. Zum anderen fangen jetzt neue Projekte in Haiti und der Ukraine an.
Ursula Schwarz: Können wir als Schule auch etwas Konkretes machen, etwas, wo wir sagen können: „Das ist von der Willigisschule Mainz?“
Magnus MacFarlane: Ja das ist möglich. Normalerweise möchten wir nicht so viele Dinge aufteilen, z.B. zu sagen: Eine Schule hier für eine bestimmte Schule in Malawi. Denn das ist sehr teuer in der Administration. Eine Möglichkeit wäre: Jede Schule, in der wir Mary´s Meals einrichten, braucht ein kleines Gebäude: Eine Küche mit einem kleinen Lagerraum für die Nahrung. Diese Räume kosten ungefähr 5000,-%u20AC. Wenn eure Schule es wünscht, so ein Gebäude zu bauen, könnten wir dort ein Schild mit dem Namen eurer Schule an das Gebäude hängen.
Ursula Schwarz: Welche Erfahrung machst du gerade mit Kindern als Mitarbeiter von Mary`s Meals?
Magnus MacFarlane: Es ist für mich eines von den schönsten Elementen dieser Arbeit, wenn Kinder anderen Kindern helfen. Und das ist eines von den schönen Dingen von Mary`s Meals: So ein kleiner Betrag kann einem anderen Kind wirklich das Leben retten. Wenn jemand 10,-%u20AC gibt, wissen sie, dass sie damit ein ganzes Jahr ein anderes Kind ernähren und dass dieses Kind in die Schule gehen kann und sein Leben dadurch verändert wird. Und die Kinder, die anfangen zu helfen, finden ebenfalls große Freude in dieser Arbeit.
Ursula Schwarz: Welche konkreten Verbesserungen hast du dort beobachtet, wo mit Mary`s Meals begonnen wurde?
Magnus MacFarlane: Die Verbesserungen sind sehr konkret. Bei allen Schulen, in denen Mary`s Meals aktiv ist, sind sowohl die Einschreibquoten gestiegen als auch der dauerhafte Schulbesuch, denn vorher haben die Kinder den Schulbesuch oft wegen Hunger unterbrochen. Eine dramatische Verbesserung hat es im Bereich der Noten gegeben. Letztes Jahr sprach ich mit einem Schuldirektor einer Grundschule in Malawi. Er erzählte uns, dass in diesem Jahr 43 Schülerinnen und Schüler auf Grund ihrer ausgezeichneten Noten ein Stipendium für eine weiterführende Schule erhielten. Vor der Einführung von Mary`s Meals war bis zu diesem Zeitpunkt nie ein Schüler ausgewählt worden. Und der Direktor sagte: „Das lag ausschließlich an Mary`s Meals. Denn die Schüler konnten jeden Tag zur Schule kommen und sie konnten sich konzentrieren und lernen, weil sie keinen Hunger hatten.“ Eine andere Verbesserung ist: Die Schule wird ein wichtigeres Element in der Gemeinde. Viele Eltern engagieren sich jetzt für Mary`s Meals und das ist sehr wichtig für die Zukunft dieser Gemeinden.
Ursula Schwarz: Gibt es etwas, das du gerne der Willigis Schule zum Schluss noch sagen möchtest?
Magnus MacFarlane: Es ist wichtig, nicht nur in Zahlen zu denken, sondern auch zu bedenken, dass immer Einzelschicksale dahinter stehen. Vielleicht ist es gut, die Geschichte von Emma zu erzählen, die am Anfang von Mary`s Meals stand. In 2002 traf ich eine Familie in einem Dorf von Malawi. Die Mutter war alleinerziehend und hieß Emma. Emma lag im Sterben mit Aids. Sie hatte 6 Kinder, die um sie herum auf dem Lehmboden in ihrer Hütte saßen. Als ich Emma nach ihrem Befinden fragte, sagte sie: „Ich kann nichts mehr tun außer beten, dass jemand sich um meine Kinder kümmern wird, wenn ich nicht mehr da sein werde.“ Und sie war voller Sorge, weil alle ihre Freunde und Verwandten sich schon um andere Waisenkinder kümmerten und es schon schwierig war, diese mit Essen zu versorgen. Dann sprach ich mit dem ältesten Sohn Edward, der neben ihr saß, und ich fragte Edward, was seine Ziele für sein Leben wären, und er sagte mir: „Ich würde gerne genug zu essen haben und ich will eines Tages zur Schule gehen.“ Soweit gingen seine Ziele, das waren alle seine Wünsche. Für Kinder wie diesen Edward gibt es Mary`s Meals.
Wenn ich jetzt nach Schottland zurückkehre, erwartet mich ein Turm von Briefen von Schulen, die um Mary`s Meals bitten. Und es hängt nur davon ab, dass wir genügend Geld zur Verfügung bekommen, um ihnen das Essen zu bringen. Und in jedem dieser Dörfer, wo es diese Schulen gibt, gibt es Kinder wie Edward.

Und ich möchte mich sehr herzlich bei den Kindern von eurer Willigis Schule für die Unterstützung bedanken. Vielen Dank!

1 Medugorje ist ein Marienwallfahrstort in Bosnien-Herzegowina, wo in diesem Jahr ein internationales Jugendfestival stattfand.